Veranstaltungsbericht: Kopierrechte vs. Urheberrechte

Am 16.4.12 fand im Magdeburger Café Central eine Veranstaltung mit dem  Thema „Kopierrechte vs. Urheberrechte — Werden Kunst- und Kulturschaffende zum Wohle der Piraterie geopfert?“ statt. Die Beschreibung der Veranstaltung war:

Es stellt sich immer mehr die Frage nach dem richtigen Umgang mit den Rechten von Künstlern und Kreativen. Wie soll mit Verstößen gegen das Urheberrecht umgegangen werden und wo genau verläuft die Grenze zwischen legal und illegal?

Moderation: Stephan Schulz, Redakteur, MDR 1 RADIO SACHSEN-ANHALT
Gäste: Konstantin v. Notz (MdB, B90/Grüne), Cornelia Schnerch (RAin, Leipzig, Fachanwältin), Lutz Fischmann (Freelens e.V., Hamburg, Lobbyvertretung der freien Fotografen)

Nun, ich war vor Ort, weil neugierig. Mein Fazit: Es ist prima, dass sich außerhalb der Piraten jetzt mit Thema Urheberecht so ausgiebig beschäftigt wird. Ok, macht die Politik schon eine Weile… Korb 1, Korb 2…. aber dies waren ja eher Beschäftigungen, die nicht grad in eine für alle zufriedenstellende Richtung ging, darum sollte man bei der Befassung der Anderen damit zumindest kritisch draufschauen.

Die gestrige Veranstaltung war da nun aber recht harmlos. Kein Gebashe, auch der Raubkopiererbegriff wurde mal auseinandergenommen und als eigentlich falsch begriffen. Herr v.Notz erwähnte den Status und auch immer wieder fleißig die grüne Kulturflatrate und dass ihm da noch nichts besseres zu Ohren gekommen ist. Aber wenn, dann würde er sich das wohl auch anhören, so mein Eindruck, kein starres Beharren. Anwesend waren auch viele der sogenannten eigentlichen Urheber – Schriftsteller, Fotografen, ein Kaberettist – obwohl auch ziemlich schnell anerkannt wurde, dass jeder Mensch Urheber ist und man dort schon Probleme einer Zuordnung und einer eventuellen Verteilung von Geldern bekommt. Auch haben Anwesende das eigentliche Problem nicht unbedingt zwischen den Künstlern und Nutzer gesehen, sondern viele sahen dies eher bei den zwischengeschalteten Verwerter/Verlage/ua. Manch einer im Raum sprach dann auch davon, dass diese immer weniger Bedeutung haben werden und obselet werden könnten, wenn sie nicht neue Aufgaben/Felder finden. Das Leistungsschutzrecht wurde vom Großteil abgelehnt. Auch das Thema Abmahnindustrie – genau so wurde es benannt – wurde als Problem erkannt und das bisherige gesetzliche Regelungen da nichts verändert haben.

Auch der Lobbyist vom Fotoverein konnte eigentlich keine Vorschläge machen wie man aus dem Dilemma rauskommt. Bei Fotos funktionieren zur Zeit Zahlungsmodelle nicht recht. Er brachte ein Beispiel von einem Fotografen, der seine Bilder recht günstig im Internet anbietet…. ein Bestseller von ihm taucht nun über 400x im Internet auf, aber er hat es bisher nur 1x verkauft, soviel zu niedrigschwelligen Angeboten. Er sprach von Problemen, die im Fotobereich noch zusätzlich dazukommen, nicht nur Urheberrecht sondern auch das Persönlichkeitsrecht spielt dort eine Rolle. Fotografen geben eben oftmals an, wofür genau die Fotos genutzt werden und die Abgebildeten geben eben genau dafür dann ihr Einverständnis. Was passiert aber wenn die Bilder dann in nicht vom Abgebildeten genehmigten Bereichen auftauchen?

Alles in allem eine nette Veranstaltung. Ich hatte das Gefühl, dass man mit Künstlern als Urheber über eine Lösungsfindung reden kann, auch mit den Grünen ein Vorankommen möglich wäre.

Liebe Kultusminister…

was hat euch denn da geritten? Schultrojaner, Ausschnüffeln von Schulrechnern, Bestrafen von Lehrern und Schulleitern… Anstatt dafür zu sorgen, dass in unserem Bildungssystem ein Fortschritt in Gang kommt, unterwerft ihr euch den wirtschaftlichen Interessen einer profitgeilen Industrie. Gut, es ist eine Branche, deren Untergang in großen Schritten daher kommt und deren Überlebenskampf man auch irgendwie akzeptieren kann. Nur sollte man auch akzeptieren, dass nicht alles überleben kann. Die Mechanismen unserer heutigen Gesellschaft haben sich verändert, die Mediennutzung und Kommunikation verändern sich massiv. Und genau diese Änderungen müssen unbedingt auch Einzug in unser Bildungssystem halten, ein Festhalten an alten Strukturen darf mit solchen Verträgen nicht forciert werden. Das man sich nebenher wahrscheinlich über so einige Gesetze, Verordnungen und Benimmregeln überhaupt gar keine Gedanken gemacht hat, ist auch wieder symptomatisch.

Ich hoffe, ihr denkt nochmal drüber nach.

Hochachtungsvoll.

links for 2010-07-17

  • Jau, jetzt hat es ja mal die Richtigen getroffen. Die Richtigen nicht weil die böse, sondern die Richtigen, weil die Piraten sich damit auskennen müßten. Es ist ein Kernthema der Piraten – Urheberrecht – anpassen, nicht abschaffen wie oft falsch verbreitet! Jetzt wäre eine Chance diese Diskussion mal wieder ans Tageslicht zu holen und auszufechten. Und so vielleicht für uns alle einen Erfolgt zu erringen, den Konsumenten von Kultur und den Piraten. Was machen wir draus?
  • Welch ein Schwachsinn mal wieder mit Hilfe unserer Rundfunkgebühr betrieben wird: wichtiges Kulturgut von uns finanziert wird weiterhin in dunklen Archiven verrotten. Anstatt den anderen Weg zu gehen und die Archive der letzten Jahrzehnte online zu stellen und jedem zugänglich zu machen, hat die Politik gegen uns Bürger gestimmt und läßt fleißig offline nehmen. Und das kostet natürlich.
    (tags: kulturgut gez)

links for 2010-06-16

  • Piratenleben – Noch so ein Satz, den ich gern zitiere: Gefunden in den Kommentaren zu diesem auch sehr lesenswerten Text. Das Zitat: "Ich glaube auch nicht, dass wir für alles etwas im Programm stehen haben müssen. Viel wichtiger finde ich es, dass wir uns so etwas wie Leitlinien, eine Gesellschaftsvision und ein Menschenbild formulieren hinter dem «die Piraten» gemeinschaftlich stehen können. "
    (tags: bloglinks)
  • Ein gutes Beispiel, dass das Urheberrecht unbedingt reformiert gehört. Was schon immer getan wurde, wodurch sich unsere Kultur erst wirklich entwickeln konnte, nämlich das Nachsingen, Verfremden, Neuinterpretieren von Vorhandenem wird durch den simplen Einsatz heutiger Technologien zu einer Straftat – hier hat es sich nochmal zum Guten gewendet, aber wohl auch nur, um sich nicht zu blamieren und natürlich hat man gesehen, hier ist noch Schmott zu machen.
    (tags: urheberrecht)
  • Zwar sehr grenzwertig diese Aktion, aber diesen Satz unterstütz ich voll: "Dass auch Fußgänger gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sind, vergessen Autofahrer leider oft."
    (tags: bloglinks)

links for 2010-06-14

links for 2010-04-29