Ja, genau, das Internet ist schuld – das ist mein Ernst

Meine Meinung zu: Sexuelle Gewalt in der Ferienfreizeit: CSU-Ministerin macht Spiele und FDP für Missbrauch verantwortlich – SPIEGEL ONLINE

Zu der Grundaussage in den ganzen Debatten um Internetsperren, Killerspiele, Verrohung der Gesellschaft muss ich den Leuten nun aber auch mal Recht geben: das Internet ist an allem schuld.

Ich bin allerdings der Meinung, das die Schuld darin besteht, dass es kaum noch möglich ist, irgendwas unter den Teppich zu kehren. Die gewisse Anonymität im Internet der Kommunikation von Gewalttaten einfach zugute kommt, es einfach durch das Internet eine schnellere und offenere Kommunikation und Verbreitung der tatsächlichen Geschehnisse in unserer Gesellschaft gibt.

Früher war ja alles Friede, Freude, Eierkuchen. Naja, wann war eigentlich „früher“? 15., 16. oder 20. Jahrhundert? War die Gesellschaft da wirklich menschlicher und sanfter? Gab es weniger Mord und Totschlag, Vergewaltigungen und Misshandlungen?

Ich glaube, das diese ganzen Greueltaten nicht immens zugenommen haben wie uns oft vermittelt werden soll. Es ist wohl eher so, das durch die Kommunikationsmöglichkeiten und der heutigen Mediennutzung es viel mehr dieser Taten in unser Bewußtsein schaffen und so eigentlich nur das Gefühl eines „mehr“ da ist. Wenn jetzt jemand mit Statistiken kommt, ja auch die leben von dem Bekanntwerden von Straftaten. Wurden früher nicht viele Dinge einfach unter den Teppich gekehrt oder gar nicht als Straftat erkannt?

Also hört mir auf mit „Das Internet ist schuld“. Ja das ist es.

links for 2010-01-23

  • Nun also der nächste Versuch eine Zensurinfrastruktur zu etablieren. Nun im Namen des Jugendschutzes. Verantwortlich für Inhalte sollen ausnahmslos Rundfunkanbieter, Plattformanbieter, Content-, Host- Access-Provider sein. Hört sich ja erst mal toll an, bin ich als Nutzer nicht mehr verantwortlich für meinen Müll… aber die oben genannten werden solch Müll schon verhindern und nicht die Verantwortung dafür übernehmen. So sieht es aus.

Lügen, nix als Lügen

Meine Meinung zu Die Inder und die Kinder – geschrieben im law blog.

Frau v.d.Leyen erzählt mal wieder eine Mär: In Indien ist also Kinderpornografie nicht verboten und es ist deshalb dort nicht so einfach, diesen Mist von Servern zu löschen. Stimmt, Kipo ist nicht explizit verboten, weil Pornografie komplett verboten. Und Indien hat besonders harte Gesetze zur Regulierung des Internets.

Wie blöd sollen wir eigentlich sein.

Und noch eins drauf: gelesen bei heise.de – Ausweitung der Web-Sperren auf Hasspropaganda gefordert

Endlich! Endlich kriegen wir ein sauberes Internet. Blümchenseiten, Rosa Wolken, alle sind lieb. Ich glaubs ja wohl.

Streitgespräch – „Ihnen ist egal, was wir denken“

Ein sehr interessantes Streitgespräch zwischen Franziska Heine, Initiatorin der Onlinepetition gegen Internetsperren und Frau von der Leyen auf Zeit Online: Netzsperren – „Ihnen ist egal, was wir denken“.

Leider hab ich nach den Aussagen der von der Leyen das Gefühl, dass sich beim  Missbrauch von Kindern überhaupt nichts ändern wird. ‚Wir hängen ein Stoppschild auf und dahinter machen wir so weiter wie bisher, nämlich nichts. Wir schieben uns nur die Kompetenzen hin und her, sollen doch die anderen sich um die Löschung und Verfolgung kümmern.‘

Auf der anderen Seite wächst mit dem Wissen der Zensurinfrastruktur im Hinterkopf das Misstrauen in einen ungehinderten Zugang zu Informationen, um sich umfassend zu informieren.

Und die letzten Sätze muss ich einfach zitieren. Die Herren und Damen Politker sitzen wohl doch schon zu sehr arrogant auf ihrem hohem Roß, dass sie der Meinung sind, sie wären die Mehrheit. Und auch ich glaub, dass in nächster noch viel passieren wird.

ZEIT ONLINE: Frau von der Leyen, verstehen Sie die Enttäuschung, wenn Frau Heine sagt: Wir sind so viele, und niemand hört auf uns?

von der Leyen: Ich kann das Gefühl schon nachvollziehen, aber eine Onlinepetition ist mit einem Klick unterschrieben …

Heine: … das stimmt nicht!

von der Leyen: Okay, vielleicht braucht es zwei, drei Minuten. Natürlich kann Frustration entstehen, wenn man merkt, dass da auch andere demokratische Prozesse laufen, zum Beispiel Ausschussberatungen, in denen gewählte Vertreter Entscheidungen fällen, oder ein SPD-Parteitag, auf dem ein Beschluss anders fällt, als Sie sich das gewünscht hätten. Aber über diesen Punkt müssen Sie hinweg und sagen: Wir beteiligen uns weiter an den Diskussionen. Protest nutzt wenig, wenn man nicht auch Mehrheiten überzeugt. Dafür steht die Demokratie, die wir haben.

Heine: Das tun wir. Für mich ist die Petition der Anfang einer völlig neuen Oppositionsform außerhalb der politischen Parteien. Ich denke, da wird in Zukunft eine Menge passieren. Wir werden auch weiter Gespräche führen. Ganz sicher werden wir aber auch die juristischen Wege beschreiten und Verfassungsklage einreichen.